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Kirchliche Kunst in Mumpf

Mumpf gehörte im späteren Mittelalter zu den vermögenden Dörfern. So konnte es zum Beispiel dem Nachbardorf Zeiningen beim Kauf der neuen Orgel mit Geld aushelfen. Die Arbeit auf dem Rhein brachte Einkommen und Wohlstand.

So erstaunt es nicht, dass in der Barockzeit Mumpf einen ansehnlichen Schatz an Kulturgütern im kirchlichen Bereich aufweisen konnte. Nach Kirchenrenovationen fand vieles davon den Weg zuerst auf die Estriche der hiesigen Bauernhäuser, und von dort in den Kunsthandel. So gibt es sowohl den auswärtigen wie den noch verbleibenden Kirchenschatz.

Der auswärtige Kirchenschatz
Im Landesmuseum Zürich schlummern drei Fastentücher von 1740 aus Mumpf in den Lagerschubladen. Das Landesmuseum besorgte professionelle Aufnahmen, „um die Tücher in neuer Form an die Gemeinde zurückzugeben.“ Das Dorfmuseum hat von diesen Tüchern Leinendrucke herstellen lassen, die im Gemeindearchiv Mumpf aufbewahrt sind.

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Drei heilige Mumpfer aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind seit 1910 im Kunsthistorischen Museum Basel untergebracht: Eine adelige Heilige, der Eremit Paulus und Bischof Martin. Das Museum am Barfüsserplatz in Basel hat uns lebensgrosse Kopien geplottet, die nun im Gemeindearchiv Mumpf aufbewahrt werden.

Zwei spätbarocke Kunstwerke aus der Mumpfer Kirche gehören heute der Kirchgemeinde Schönenbuch/BL und sind auf den Dachstöcken ihres Gotteshauses gelagert. Die beiden Gemälde von Johann Baptist Keller gelangten in den Kunsthandel und wurden durch die Pfarrei Schönenbuch dort erworben. Auch zwei Statuen aus Mumpf sind in Schönenbuch aufbewahrt, beide beim Umbau der Kirche Mumpf 1955 ausgemustert und verkauft.

zwei Gemälde

Links: Antonius von Padua, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind verehrend.
Qualitätsvolles Seitenaltar-Gemälde aus der Kirche Mumpf, ca 1944 in Basel erworben,
signiert von Jo Ba Keller, 1767, Öl auf Leinwand, 138 x 81 cm.

Rechts: Joseph und die Heilige Dreifaltigkeit
Qualitätsvolles Seitenaltar-Gemälde aus der Kirche Mumpf, ca 1944 in Basel erworben,
signiert von Jo Ba Keller, 1767, Öl auf Leinwand, 138 x 81 cm.

Zwei Statuen

Die beiden Statuen (links Joseph, rechts Antonius) stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Die Josephsstatue hat nicht die ursprüngliche Malerei.

Drei Altarbilder von 1872 wurden beim Neubau des barocken Chores neu bestellt. Sie schmückten die Kirche bis zum radikalen Umbau 1957. Damals wurden sie entfernt und auf Estrichen von Bauernhäusern gelagert. Die beiden Seitenaltarbilder erfuhren ein Weitergabe ans Museum Schiff in Laufenburg. Das Hauptaltarbild kam auf Nachfragen in den Häusern 2016 zum Vorschein, schwer zerstört durch die Witterungseinflüsse. Museumsrestaurator Peter Kaufmann verpasste dem Bild ein bestens gelungene Erneuerung und auch einen passenden Rahmen. Alle drei Bilder kehrten im Jubiläumsjahr in die Kirche zurück.

Das Hauptaltarbild: Christus erscheint dem heiligen Martin im Schlaf.
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Rechter Seitenaltar: Josef und Jesus; Linker Seitenaltar: Maria und Jesus
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Ein Ziborium aus dem Jahr 1640, ein Zinnkelch mit Deckel, wird im Kunsthistorischen Museum Basel seit 1901 aufbewahrt. Das liturgische Gerät gelangte zusammen mit vier Kelchmäntelchen für total 125 Franken nach Basel. Der Zinnkelch wurde dem Dorfmuseum vom Kunsthistorischen Museum Basel zum Ausstellen überlassen, die vierhundertjährigen Kelchdecken jedoch nicht. Es veranlasste aber professionell hergestellte Bilder, welche an die Tücher erinnern. Die Kelchtücher sind allesamt bestickt und in verschiedenen Farben gehalten: Roter Samt mit Silberborten, blaue Seite mit Goldstickerei, rote Seite mit Blumenornamenten. Das unter Bild zeigt die Ummantelung des Zinnkelches.

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Der hiesige Kirchenschatz
„Der echte Sinn der Kunst ist die Suche nach Gott im Menschen“

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Ein Kirchenschatz ist die Gesamtheit der historischen Kunstschätze einer Kirche. Viele Klöster und Kirchen haben eigene Schauräume, wo die mit Buchmalereien verzierten Bibeln, Psalmenbücher und Messbücher, die liturgischen Gewänder, liturgischen Gefässe, Heiligenfiguren, Kreuze und Malereien ausgestellt sind. Die Mumpfer Sankt Martinskirche besitzt nicht einen riesig grossen Kirchenschatz. Es sind aber doch beachtliche Kunstwerke dabei. Es sind vor allem liturgische Gefässe, Geräte und Reliquiare, die teilweise ab 1700 im Gottesdienst zum Einsatz kamen. Der Mumpfer Kirchenschatz besitzt also wertvolle Zeugnisse des Gold- und Silberschmiedehandwerks. Nicht berücksichtigt sind Schriften, Skizzen und Bücher aus dem Archiv.

Die Monstranz hat ihren Namen vom lateinischen monstrare und heisst „zeigen“. Sie ist ein kostbares, mit Gold und Edelsteinen gestaltetes liturgisches Schaugerät. In einem Fenster wird eine konsekrierte Hostie zur Verehrung und Anbetung gezeigt.

Verwendet wird die Monstranz vor allem an Fronleichnam, bei der eucharistischen Anbetung und bei Segensandachten. Zur Prozession und beim eucharistischen Segen hält der Zelebrant die Monstranz nicht mit blossen Händen. Er verhüllt sie mit einem Schultertuch. Die Verhüllung der Hände ist eine Ehrfurchtsgeste und dient auch zum Schutz der kostbaren Metallgeräte. Die Monstranz wird dann erhöht ausgesetzt, sodass sie von allen Anwesenden gesehen werden kann. Die Monstranz besitzt ähnlich einer Sonne einen Strahlenkranz, der mit Edelsteinen besetzt ist.

Die barocke Mumpfer Monstranz 1721 besteht aus Silber, einzelne Stellen sind vergoldet. Ihre Höhe beträgt 68 Zentimeter. Sie stammt aus der Goldschmiede des Johannes Mayer aus Waldshut.

Barocke Kreuzpartikelmonstranz
Geschaffen nach 1700. Das Kreuz besteht aus einem Holzkern, der von Silberblech ummantelt ist. Dieser ist teilweise vergoldet. Die Höhe beträgt 26.3 Zentimeter. Als Reliquie sind zwei Holzpartikel in Kreuzform zu sehen als Erinnerung an das Kreuz Christi. Auf der Rückseite befindet sich der Zugriff zum Schauglas mit einer Versiegelung.
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Das Ziborium von 1780
Der Name leitet sich vom lateinischen ciborium und vom griechischen kiborion ab, zu übersetzen mit Trinkbecher. Es gibt fünf Ziborien im „Mumpfer Kirchenschatz“. Zu sehen ist hier ein klassizistisches Ziborium aus der Zeit von 1780/1790. Das vergoldete Gefäss ist aus Silber und misst mit Deckel 33,5 Zentimeter. Darin werden die geweihten Hostien aufbewahrt, eingeschlossen im Tabernakel. Das Ziborium kann mit einem speziellen Tuch bedeckt sein. Becher und Deckel zeigen schmuckvoll angebrachte Bändermotive, Rosetten und Lorbeergirlanden. Sehr zart und zierlich sind die feinen Ziselierungen eingefügt.
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Dieses Ziborium im neugotischen Stil stammt aus der Zeit der Jahrhundertwende von 1900. Es ist aus Kupfer getrieben und vergoldet. Die Höhe samt Deckel beträgt 27 Zentimeter. Hergestellt wurde das Gefäss in der Werkstätte Brems-Varain in Trier. Bemerkenswert ist die orthodoxe Form des Deckelkreuzes und der Kranz aus kleinen Kreuzen, die eine Königskrone darstellen.
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Dieser Kelch mit Medaillon ist aus Kupfer geformt und vergoldet. Die Höhe: 23 Zentimeter. Auf dem sechsteilig gelappten Fuss befindet sich ein ovales Silbermedaillon mit dem Wappen von Franz Josef Leo, dem Pfarrer in Mumpf von 1727-1740. Es sind nicht deutbare Initialen eingelassen mit der Jahrzahl von 1731. Der Kelch stammt aus einer Werkstätte in Mulhouse.
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Rokoko-Kelch von 1765 mit der Inschrift „17 E.M. 65“. Der Kelch ist aus Kupfer getrieben, vergoldet und weist eine Höhe von 23 Zentimetern auf. Der Künstler aus Augsburg zeigt sich sehr begabt in dekorativer Ornamentik.
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Wettersegenkreuz mit rundem Schauglas, Die Höhe beträgt 27 Zentimeter. Das Kreuz weist keine Jahrzahl auf. Das Rundglas überdeckt eine sechsstrahlige Rosette. Sie enthält eine Reliquie, und zwei kleinste Schriftbänder sind beschrieben mit „Nicola de Flue“.
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Segenskreuz mit einer Höhe von 20.5 Zentimeter, keine Jahrzahl.
Das runde Schauglas zeigt ein fünfblättriges Blumenbild, umfasst von einem achteckigen Stern. Es enthält eine Reliquie und drei kleinste Schriftbänder: S. Maria – V. M. – Coretti. (S-anta Maria Goretti, V-irgine, Martire = Heilige Maria Goretti, Jungfrau und Märtyrin.)
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Die Teile der Taufgarnitur der Pfarrei Mumpf
- ein silbernes Tablett
- ein Gefäss mit Watte (+)
- ein Gefäss mit Chrisamöl (S.CH.)
- ein Gefäss mit Krankensalbungsöl (O.C.)
- ein Gefäss mit Salz, womit die Finger nach der Salbung mit dem Öl gereinigt werden (SAL)
- eine Schale für Taufwasser
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Quellen:
- Landesmuseum Zürich
- Kunsthistorisches Museum Basel
- Museum Laufenburg
- Pfarrei Mumpf


Autor:
Gerhard Trottmann