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Des Sigristen Lohn zu Mumpf 1563

Der Sigrist ist ein Kirchendiener. Er wird auch als Sakristan, Küster oder Mesmer bezeichnet. Er hütet und pflegt die liturgischen Materialien wie Gewänder, Kreuze und Kelche, bereitet Bücher und Liedertafeln für die Gottesdienste vor und bedient das Glockengeläute. Früher brachte er das geweihte Wasser zu den Leuten nach Hause und begleitete Priester bei Verseh-Gängen.

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In Mumpf lag das Sigristenamt oft in den Händen der schlecht bezahlten Schulmeister, so dass sie sich noch ein paar Batzen zusätzlichen Verdienst verschaffen konnten. Im Mittelalter gab es vor allem Naturalien, also Lebensmittel als Entlöhnung für seine Kirchendiener-Arbeit. Während Hunderten von Jahren und bis kurz vor 1800 war die Äbtissin des Klosters von Säckingen für alle kirchlichen Belange von Mumpf zuständig. Sie bestimmte die Pfarrer, die für ihre Dienste täglich den Fussweg vom Kloster Säckingen dem Rhein nach bis zur Fähre zurück zu legen hatten. Die Fähre brachte ihn dann direkt zur Kirche.

Die Äbtissin bestimmte auch über die baulichen Veränderungen der Kirche und die weiteren Kirchenämter. So auch zum wichtigsten Kirchendiener, dem Sigristen. Der Historiker Anton Zeller hat im Badischen Generallandesarchiv Karlsruhe Unterlagen aus dem Jahr 1550 gefunden. In alter Schreibweise hatte damals der kaiserlich öffentliche Notar Joannes Züger auf Pergament folgendes geschrieben:
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Demnach hatte er jedes Jahr aus jeder „Ee“, Ehe oder Familie, zwei Viertel Dinkelkorn nach dem damaligen Rheinfelder Mass zugute.

Jeden Karsamstag brachte der Sigrist das an jenem Tag geweihte Taufwasser zu den Familien in die Häuser. Als Entgelt erhielt er einige Eier.

Auch bekam er aus jedem Haushalt im „Kirchspiel“, also der Pfarrei, zu Weihnachten und Pfingsten einen Laib Brot.

Und schliesslich gibt es die eigenartige Bestimmung, bei der Beerdigung eines Fremden die Kirchenglocken zu läuten. Als Entgelt dafür erhielt er dessen Schuhe oder Stiefel, egal, ob der Mensch „gut oder böse“ war.

Weitere Entschädigungen scheint der Mumpfer Sigrist für seine Arbeit keine erhalten zu haben, wir doch klar geschrieben, dass er an den Kirchengütern keine Nutzungsanteile besitzt.

Quellen:
- Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Berain Nr. 7179 (Säckingen)
- Karte: General-Landesarchiv Karlsruhe
- „Vom Jura zum Schwarzwald“, FBVH-Heft 1931

Autor:
Gerhard Trottmann