wikimumpf logo ws 1
mumpf gemeinde



1889: Männerchor Mumpf

Die Statuten des Männerchors stammen vom 20. Juli 1889 und wurden von 25 Sängern unterzeichnet. Zweck des Vereins sei es, „den Volksgesang zu pflegen und die Geselligkeit in und ausser dem Verein zu fördern.“ Zugelassen wurden nur Männer, die „einen unbescholtenen Ruf und musikalisches Gehör haben.“





Artikel 13 der Statuten: „Jedes Mitglied verpflichtete sich durch Unterschrift die Statuten getreulich zu befolgen.“
Wöchentlich sollte eine Übungsstunde abgehalten werden. Neueintretende mussten nach Artikel 4 als Eintrittsgabe 2 Franken entrichten (!) und monatlich hatte jedes Mitglied 20 Rappen als Vereinsbeitrag zu bezahlen.
Als treibende Kraft hinter dem neuen Verein galt Lehrer Siegfried Wunderlin. Er leitete den Chor zuerst von 1889 bis 1907 und dann wieder von 1921 bis 1926, bei einer jährlichen Besoldung von 25 Franken.
Aus dem Vereinsleben
1890 erwarb der Männerchor ein Klavier für 50 Franken. Das erste Konzert von 1891 ergab Einnahmen von 53.35 Fr. und Ausgaben von 13.35 Fr. Der Gewinn von 40 Franken wurde mit dem ebenfalls mitsingenden Kirchenchor geteilt.
Die Aktivitäten umfassten Fricktalisches Gesangsfest Möhlin, Abendunterhaltung mit der Musikgesellschaft, Theaterabende, Konzerte auf Dorfplätzen, Singen in der Kirche.
Immer wieder gab es Momente, in denen Streitereien und unordentliches Verhalten den Zusammenhalt auf die Probe stellten, sodass gar die Auflösung drohte.
Im Jahr 1899 fand die erste verbriefte Reise statt: Mit der Bahn nach Glarus, zu Fuss über die Klausenpassstrasse nach Flüelen, mit dem Dampfschiff nach Luzern und dann wieder mit der Bahn zurück nach Mumpf.





1909 berichtet das Protokoll: „Rüge betreffend Partei- und Personenpolitik: Wer politische oder religiöse Sachen in dem Verein zur Sprache bringt, wird ausgeschlossen.“

1912 verliess der letzte Tenor den Chor. 1913 wollte die Versammlung den Verein auflösen und das Geld verreisen. Doch der weise Beschluss hiess: Keine Auflösung, jedoch eine Vereinsreise auf den Jochpass! Der Zuzug von Oskar Brenner als neuer Ankerwirt im Jahr 1918 brachte eine Beruhigung und neue Aktivitäten. Vor allem die Sparte Theater fand neue Beachtung und neue Kulissen wurden angeschafft. Ein Theatertitel hiess: „De falsch Chriesisack“.

Von der Festfreudigkeit der Chörler zeugt dieser Eintrag: „Die Konsumierung am letzten Konzert hat zu fest in das gute Tuch hineingegriffen; nach Präsident Wunderlin habe die Kneiperei auf Vereinskasse zu lange gedauert.“

1931 erfolgte die Geldsammlung für die darauf folgende Anschaffung der ersten Vereinsfahne. Die Geldsammlung in den Häusern musste laut den Männern von den Dorfschönen durchgeführt werden, „da das zarte Geschlecht besser geeignet ist, mit dem feinen Mundwerk die kalten Herzen zu erobern.“

Männerchor 1933



Von 1933 stammt die erste Vereinsfoto. 1935 stand wieder eine Reise zur Diskussion: „Es sei kein Saufbummel zu machen, sondern eine allfällige Reise sollte etwas Sehenswertes bringen, z.B. eine Wanderung zu den neuen Ausgrabungen auf dem Thiersteinberg.“ 1938 organisierte der Chor die Delegiertenversammlung des Fricktalischen Sängerbundes im Gasthaus Anker.

Die Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, zuerst mit der Arbeitslosigkeit und dann 1939 mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges (1939 bis 1945) bewirkten oft eine Vereinstätigkeit auf Sparflamme. Aus finanzieller Not blieben viele Mitgliederbeiträge aus. Weniger das Singen als viel mehr Kameradschaft und Geselligkeit standen im Vordergrund. 1942 brachte es der Chor fertig, das Fricktalische Sängertreffen auf der Schönegg zu organisieren. Der Verein erlebte dabei durch einen grossen Zuhöreraufmarsch den verdienten Lohn seiner Arbeit.

Das Ende des zweiten Weltkrieges bedeutete auch Ende der Stagnation. Die Sänger aktivierten ihre Kräfte. Am Anfang standen die Mitwirkung an der Glockenweihe im Jahr 1945 und die Teilnahme am Zentralschweizerischen Sängertreffen 1946 in Altdorf.





Es folgten Kurkonzerte, Theateraufführungen, Kirchensingen, Kegelschieben, Chlaushock, Fasnachtsabende und Reisen. Sie taten dem Chorleben und oft auch der Vereinskasse gut. Die wichtigen Akteure hiessen Otto Studinger, Oskar Brenner, Josef Gut, Emil Gut, Emil Zumbühl, Fritz Gallati. Auch bei Anlässen von Dorfvereinen wie Einweihung der neuen Schiessanlage oder bei Wettfahren auf dem Rhein stellte der Chor seine Arbeitskraft zur Verfügung.





Während vieler Jahre dirigierte der einheimische Josef Gut den Chor, was diesem eine gewisse Stabilität verlieh: 1948-1954, 1958-1959, 1961-1968. Er komponierte auch Lieder für den Verein, mit den Titeln: Mumpferlied / O Frühlingsluft, O Waldesgrün / Herbstzeit / An den Wald / Sommermorgen / Abendgebet.

Als Zeugnis der ungebrochenen Reiselust sei hier die Reise vom 4./5. Juli 1953 anlässlich des Gesangsfestes in Luzern zitiert. Zwischen dem Wettlied vom Samstag um 15.48 Uhr und der Abgabe des Beurteilungsberichtes vom Sonntag um 17 Uhr fuhr der Chor mit der Brünigbahn bis Sarnen, dem Postauto bis Stöckalp und mit der Schwebebahn nach Frutt. Am Sonntag stand nach dem Gottesdienst eine Alpenflora-Führung statt, bevor es wieder galt den Rückweg anzutreten. Die Total-Kosten, alles inbegriffen: Fr. 58.65 pro Sänger!

Den Weg in die Moderne beschritt der Chor ab 1969. Es stand nicht mehr nur die übliche bisherige Männerchorliteratur auf dem Programm. Moderne Schlager, Hits und Lieder aus fremden Ländern und in andern Sprachen wurden eingeübt und fanden guten Anklang. Der Chor erhielt in den Expertenberichten an den Gesangsfesten gute bis sehr gute Bewertungen. Auch die Chorreisen wurden ausgeweitet ins Ausland mit einem Städteflug nach Berlin oder dem Besuch beim Männerchor Schretzheim in Deutschland.





Neben dem Liedgut nahmen an den Konzerten die Theatervorstellungen immer einen gewichtigen Raum ein. Als Regisseurin trat Annemarie Güntert-Brenner in die Fussstapfen ihres Vaters Oskar und sorgte für erheiternde Bühnenszenen mit Mundartwerken wie „Spoti Liebi“, „E Schuss hinde use“, ,„d’Fraue lege d’Hose a“, „d Älplermagrone“, „Spote Bsuech“, „Poschtraub“ oder „Null Problem“.

1979 erhielt der Verein seine zweite Vereinsfahne mit dem Einweihungsfest, verbunden mit dem 90-Jahr-Jubiläum des Chores.

Zehn Jahre später, 1989, bildete das 100-Jahre-Jubiläum ein wichtiger Meilenstein. Die Musikgesellschaft Wallbach, fünf befreundete Männerchöre und die Dorfvereine beteiligten sich an den Feierlichkeiten des Vereins.





2014 beteiligte sich der erweiterte Männerchor mit Liedern aus der Zeit von 1900 an einem „Unterhaltungsabend wie vor 100 Jahren“.



Quellen:
Bücher des Vereins
Jubiläumsbroschüre 100 Jahre Männerchor

Fotoarchiv Dorfmuseum Mumpf

Autor:
Gerhard Trottmann