Vom 16. bis 22. September 2024 zeigte die Archäologie Aargau Ergebnisse ihrer Forschungen in unserer MZA Burgmatt. Diese beruhen auf Ausgrabungsfunden in neun Fricktaler Gemeinden.
Der Schwabenkrieg wird auch als Schweizerkrieg bezeichnet, je nach Sichtweise und Wohnsitz links oder rechts vom Rhein.
In diesem kriegerischen Konflikt gab es zwei Seiten:
Auf der einen Seite die Schweizerische Eidgenossenschaft, auf der Gegenseite die Habsburger gemeinsam mit ihrem Bündnispartner, dem Schwäbischen Bund. Streitsache war das eidgenössisch-habsburgische Grenzgebiet, das sich vom Engadin bis Basel hinzog. Auch das habsburgische Fricktal war Schauplatz des Schwabenkriegs mit Raubzügen, Brandlegungen und Verwüstungen. Ganze Dörfer wurden zuerst geplündert und dann niedergebrannt. Es drangen also Schwaben und Habsburger (dazu gehörten auch die Fricktaler) in eidgenössische Gebiete ein, während Eidgenossen über den Jura zu uns ins Fricktal gelangten, um ihr Kriegswesen zu betreiben.
Der nachfolgende Ausschnitt stammt aus einem Gemälde von Diebold Schilling in der Amtlichen Berner Chronik. Er zeigt das Eindringen und Rauben durch Berner Kriegsknechte.
Die Archäologie Aargau schreibt im Forschungsbericht:
Seit den 1980er-Jahren fanden die Freiwilligen Bodenforscher der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) und die Kantonsarchäologie Aargau in neun Fricktaler Gemeinden spätmittelalterliche Brandschichten. Sie entstanden vermutlich durch die eidgenössischen Brandschatzungen im sogenannten Schwabenkrieg von 1499.
Die Funde und Befunde kamen meist bei Abbrüchen von alten Bauernhäusern im Untergrund dieser Bauten zum Vorschein. Diese Funde sind aussagekräftige Momentaufnahmen aus dem Spätmittelalter.
Sie zeigen auf, wie ländliche Haushalte im Spätmittelalter ausgestattet waren. Zwar fehlen Objekte aus organischem Material wie beispielsweise Holzgefässe, dennoch zeigt die Haushaltskeramik eine bereits aus anderen Fundstellen bekannte Vielfalt an Gefässen zum Kochen, Servieren und Ausschenken. Zusammen mit der qualitätvollen Ofenkeramik in Form von reich verzierten Ofenkacheln zeigt sich damit ein Wohnstandard, den man im ländlichen Raum nicht erwartet hatte.
Ein Grossteil der Keramikgefässe lässt sich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Die Ofenkeramik, die Motive darauf sowie die Münzfunde bestätigen diese Zeitstellung. Das Fricktaler Fundmaterial ist damit eine wichtige regionale Ergänzung der Forschungsgrundlagen zum ländlichen Spätmittelalter in der Schweiz.
Zur Ausstellung:
Die Wandervitrine der Archäologie Aargau mit erklärenden Texten und exemplarischen Funden in den Guckkästchen steht bereit.
Die Besucherinnen und Besucher erhielten vom Kantonsarchäologen Thomas Doppler und der Autorin der Forschungsergebnisse Andrea Winkler interessante Informationen aus kompetenter Hand. Sie bildeten die Grundlagen, um anschliessend die Auswahl von Funden mit Hintergrundwissen zu betrachten.
Die Qualität der Ofen- und Haushaltskeramik, ihre Motive und Farben und ihre Formen geben Informationen zum Wohlstand der damaligen Zeit. (1)
Auch ein „Allzweckmesser“, Bauernwehr genannt, fand grosser Beachtung. Es weist eine Länge von 43 Zentimetern auf und könnte auch als Gerät zur Verteidigung verwendet worden sein.
Aus Mumpf selber stammten keine der gezeigten Funde. Und trotzdem konnte ein Zeugnis aus der damaligen Zeit präsentiert werden.
Das Mumpfer Dorfrecht stammt aus derselben Zeit (2)
Daher wurde es aus dem Gemeindearchiv geholt und ebenfalls ausgestellt. Das Original-Pergamentheft zählt 16 Seiten. Es regelte die Dorfgrenzen, die Rechte und Pflichten von Pfarrer, Wirten, Bauern, richterlichen Instanzen und aller Bewohner des Dorfes.
Einzelne Abschnitte wurden „übersetzt“ und an einer Pinwand gezeigt.
Bericht:
Gerhard Trottmann
Quellen:
(1) „1499 - Unruhige Zeiten im Fricktal“, Autorin Andrea Winkler Zeitschrift „Vom Jura zum Schwarzwald“ 2023
(2) Wikipedia "Mumpfer Dorfrecht"