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faehri 2016
Diese digitale Version ersetzt das Heft "Mumpfer Fähri", erschienen von 1999 bis 2013


Waschweiber im Dorfmuseum

Es ist die vornehme Aufgabe eines Museums, an frühere Generationen mit ihrer Kultur und ihren Lebensweisen zu erinnern. Am Sonntag 22. Mai ging es im Dorfmuseum Mumpf um das Waschen der Leibwäsche und von Tüchern im Laufe der Zeiten.

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Auf dem Waschplatz waren Vreni Windisch als Vreneli Jenzer; Sina Studinger als Hanneli Kaufmann; Cornelia Kägi als Elsa Güntert; Lea Studinger als Martha Wunderlin; und Marianna Maurer als Handorgelspielerin.

Vom Seifenrezept aus dem Orient, von den Wäschern in Rom, von den Seifensiedern im Mittelalter und auch vom Waschen der Mumpfer am Rheinufer und in den drei Waschhäusern war die Rede. Und die praktischen Waschvorgänge mit dem Einseifen, Rubbeln, Rühren, Stampfen, Wringen, Aufhängen und Glätten mit dem Kohlenglätteisen wurden von den Waschfrauen vorgeführt. Etliche Besuchende benützten denn auch die Gelegenheit, selber sich mal am Waschbrett und am Waschkessel zu üben.

Als erstes galt es die Arbeitsplätze vorzubereiten. Zuber, Waschbrett, Wasserkessel, Stampfer und Kohlenglätteisen sind eingerichtet, Seife und Bürste liegen bereit, der Ofen ist angefeuert, die Wäscheleine gespannt, die Festbänke aufgestellt, das Bistro betriebsbereit, die Lautsprecher angeschlossen. Die Wäsche wartet, wie auch die vielen gut gelaunten und gut besonnten Zuschauenden auf die Attraktion des Waschtages: auf die Waschweiber. Sie rücken die Röcke zurecht, schauen im Spiegel auf ihren nicht alltäglichen Kopfputz, probieren die Lautstärke des Mikrofons, sprechen einzelne Textpassagen, übertönen dabei das Herzklopfen, schauen nochmals nach ob die Schürze richtig sitzt, holen Kaltwasser, um sich ja die Hände nicht zu verbrennen, denn Waschhandschuhe gab es damals noch nicht, vor 120 Jahren!
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Die Gäste! Sie kommen in Scharen, lugen nach noch freien Lücken, rücken zusammen, bestellen sich ein Bier oder einen Kaffee Wöschwasser mit einem Wöschchlämmerli, fragen sich, was da auf sie zukomme, jajaaaa, die Grossmutter habe immer über diese Arbeit geschumpfen, da seien doch die Hände immer ausgelaugt worden, und der Rücken habe sauweh getan, doch doch – der Stampfer stehe immer noch im Keller und im Zuber sein Geranien angepflanzt und in der Waschmaschine von 1962 auch.

Wäsche waschen gehörte im Orient schon zum Leben. Vor vor 5000 Jahren wurde das erste Seifenrezept eingeritzt in Keilschrift auf einer Steintafel im Land zwischen Nil, Tigris, Euphrat: eine Portion OlivenöI mit fünfeinhalb Portionen Holzasche mischen, erhitzen und dem Wasser beigeben. In Ägypten war das Waschen Sklavensache. Sie stampften die Wäsche mit den Füssen in der Lauge und schlugen mit Keulen darauf. Eine mechanische Reinigung! Dem Waschwasser wurde neben dem bisherigen Öl und Asche auch Soda beigegeben, das sie aus ihren vielen Salzseen herholten.
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Die Mumpfer hatten ihre zwei mittelalterlichen Waschplätze am Rhein, unterhalb der Kirche und der Taverne „Glocke“. Die Wäsche wurde mechanisch gereinigt: auf Steine geschlagen, gerieben oder in einem Bottich mit einem Holzpfahl gestampft. Dadurch löste sich der Schmutz. Es wurde später durch das Ribbeln am Waschbrett ersetzt. 1830 erstellte die Gemeinde Mumpf drei öffentliche Waschhäuser, vermutlich in der Nähe von Quellen und Sodbrunnen. Leider sind die Standorte der Waschhäuser bis heute nicht bekannt. Nach 1850 führten Wasserleitungen in unser Dorf zu den neu erstellten 11 Brunnen. Das Wasser wurde in Kesseln vom Brunnen in die Häuser getragen. Erst 1902 hatte das tägliche Wassertragen ein Ende. Leitungen brachten das Wasser in die Häuser. Eine dieser Holz-Leitungen hängt an der Viaduktmauer!
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Waschen wie vor 120 Jahren: Schmutzwäsche aus dem Wäschekorb sortieren nach Weiss-, Bunt- und Wollwäsche, Holz für die Beheizung des Waschkessels herholen, Feuer entfachen, Warmwasser holen am Waschkessel, Weisswäsche im Waschzuber einweichen, Seifenflocken reinraspeln, Wäsche einseifen, mit Bürste und Waschbrett Flecken herausbringen, Wäsche begutachten, in den Waschkessel einlegen, Seife da- zugeben, mit dem Holzstab bewegen und niederdrücken, mit Wäschezange in Zuber mit Wasser legen, mit dem Stampfer ausseifen, auswringen, aufhängen, glätten.

Dass die Wäscherinnen es nicht lassen konnten, ihren Mäulern freie Bahn zu verschaffen, wurde von den Besuchern ja schon fast sehnsüchtig erwartet. Ein Müsterli gefällig? Es isch de Xaveri Güntert gsi. De isch amene Sunntig i de Früehmäss igschlofe! Es muess en tüüfe gsunde Schlof gsi si! Do isch ihm plötzlich de Chopf uf d Bankkante gfalle. Grad nach em Knall rüeft er luut id Chile use: „Jetzt hett’s en!“ Er hett nit de Pfarrer gmeint, wo grad prediged hett, sondern de Fisch, wo n er vonem träumt het!
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Nach den vielen Lachern erklang zum Ende einer jeweiligen Waschszene noch ein Lied, was begeisterten Beifall auslöste.
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Zeigt her eure Füsse, zeigt her eure Schuh und sehet den fleissigen Waschfrauen zu.

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Das Waschen nach alter Mütter Sitte wollte sich der Nachwuchs nicht entgehen lassen. Fleissiges Tun und dann noch rasch in ein altes Hemd einsteigen!

Der Anlass war ein voller Erfolg. Leider haben lange nicht alle Interessierten einen Sitzplatz finden können.




Bericht:
Gerhard Trottmann