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Eidgenössisches Pontonierwettfahren 2015 in Mumpf

001 pontonierplakat
002 boote im wasser

Was haben unter anderem Schwinger, Hornusser, Schützen und Jodler mit den Pontonieren gemeinsam? Alles sind typisch schweizerische Traditionen, und für alle Aktiven ist das „Eidgenössische“ das absolute Highlight. 
 
Im Jahre 2010 führten die Mumpfer Pontoniere auf dem heimischen Gewässer die Jungpontonier-Schweizermeisterschaften durch und dieser Tag sollte ein Grossereignis ins Rollen bringen. Beim Sponsoren-Apéro entstand unter ein paar OK-Mitgliedern die Idee, das eidgenössische Pontonier-Wettfahren nach Mumpf zu holen. Ein Anlass in einer Grössenordnung, wie es unser Dorf noch nie gesehen hatte.  
 
Es ist eines dieser Beispiele, wie aus einer Idee etwas Grosses entstehen kann. Ein Jahr darauf wurde bei einer ausserordentlichen Vereinsversammlung von jedem einzelnen Vereinsmitglied die Meinung zu diesem Projekt eingeholt und kollektiv entschieden, dass die Mumpfer Pontoniere (mit Hilfe vieler anderer Helfer) dieses Mammut-Projekt in Angriff nehmen möchten.
 
Mit der Zusage für die Durchführung von Seiten des Pontonier-Verbandes war somit die Zeit der effektiven Planung gekommen. Egal ob Bauten auf und neben dem Wasser, Infrastruktur, Parkplätze, Rechnungsbüro, Unterkünfte, Empfang der Ehrengäste und das Rahmenprogramm, alles sollte einem solchen Grossanlass würdig sein. Jedes einzelne Vereinsmitglied hatte sich dazu bereit erklärt, zwei  Ferienwochen für den Auf- resp. Abbau zur Verfügung zu stellen, alleine das zeigt, wieviel das jedem einzelnen bedeutete oder auch, was an Aufwand alles gestemmt werden musste. Ohne die Hilfe von unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern wäre das alles jedoch nicht umsetzbar gewesen. 
 
Auch die Schweizer Armee trug ihren Teil an Genie-Arbeiten bei, wie beim Einrammen von Stahlträgern in den Rheingrund und beim Errichten des ein Kilometer langen Podestes für die Kampfrichter.
 
003 stahlträger in den boden rammen
004 armee 1 km podest kampfrichter
 
 
Nach vier Jahren intensiver Planung, unzähligen OK-Sitzungen und mehreren Wochen schweisstreibendern Arbeiten auf dem gesamten Gelände war der grosse Moment endlich gekommen. Am späten Nachmittag vom 25. Juni hiess es „Start-Frei“ und die Wettkämpfe wurden von den Mumpfer Pontonieren, unterstützt von unzähligen Schaulustigen, eröffnet. Dass der Pontonier-Sport nicht nur aus „Böötlifahren“ besteht, werdet ihr aus den nächsten Zeilen erfahren, denn diese Sportart ist in diverse Disziplinen unterteilt, welche beim Eidgenössischen ihre Top-Athleten sucht.
 
 
Einzelfahren
Beim Einzelfahren stehen jeweils zwei Pontoniere zusammen im Schiff (ein sogenanntes Übersetzungsboot, welches über 9 Meter lang, knapp 1.7 Meter breit und ca. 450 kg schwer ist). Das Duo setzt sich aus einem Steuermann und einem Vorderfahrer zusammen, wobei der Steuermann die Kommandos für Manöver auf dem Parcours erteilt. Beim Einzelfahren wird ein vorgegebener Parcours in Phasen absolviert und am Schluss sowohl mit Ziel- wie auch Zeitnoten bewertet. Also nicht grundlegend das schnellste Wettkampfpaar, sondern die Kombination aus Geschwindigkeit und Genauigkeit machen ein gutes Duo aus. Die einzelnen Posten werden dabei von Kampfrichtern bewertet, wobei das Schweizerkreuz bei den Zielen jeweils die Maximalnote 10 darstellt, und sowohl der genaue Abstand zum Ufer bei Landungen wie auch der Winkel beim Unterqueren von Brückenpfeilern bewertet wird. 

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Sektionsfahren:
Beim Sektionsfahren absolvieren mehrere Boote mit je zwei Fahrerpaaren (vier Pontoniere) besetzt einen vordefinierten Parcour auf dem Wasser. Dabei gibt es Abschnitte, die jedes Boot einzeln absolvieren muss und Abschnitte, bei welchen alle Boote zusammen in der Gruppe gleichzeitig fahren, Linienfahrt und Stachelfahrt genannt. Bei den gemeinsamen Teilen wird nebst dem Abstand zwischen den Schiffen auch der gemeinsame Takt bewertet, womit alles so synchron wie möglich ablaufen sollte. 
 
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Einzelschnüren
Beim Einzelschnüren wird ein vorgegebenen Schnür-Parcours absolviert. Dabei müssen verschiedene Knoten auf Zeit und ohne Fehler erstellt werden. Dabei werden Situationen simuliert, welche auch auf dem Wasser resp. im Schiff auftreten können. 
 
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Gruppenschnüren
Beim Gruppenschnüren erstellt eine Gruppe von Pontonieren ein vorgegebenes Schnürobjekt (z.B. eine Sitzbank, eine Schaukel usw.) unter Zeitmessung. Ziel ist es, die schnellste Zeit zu erreichen und die Knoten ohne Fehler (Zeitzuschlag) anzubringen. Bei dieser Disziplin kommt es auf gute Zusammenarbeit an, wobei es jahrelanges Training benötigt, um eine gute Truppe zusammenstellen zu können. 
 
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Bootsfährenbau
Beim Bootfährenbau erstellt eine Gruppe von Pontonieren eine Fähre mit einem Boot unter Zeitmessung. Es wird zuerst ein Drahtseil gespannt, woran dann die Fähre betrieben werden muss. Auch dieser Wettkampf muss ohne Fehler absolviert werden. Bei dieser Disziplin wird die Erstellung eines „notfallmässigen“ Fährbetriebs simuliert, und nebst Kraft ist Taktik und Teamwork gefragt, um in dieser Disziplin bestehen zu können. 
 
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Schwimmen
Beim Schwimmen geht es rein um die Zeit – 200 Meter Freistil werden dabei entweder im Fluss, Hallen- oder Aussenbad absolviert und dies auch wieder in verschiedenen Alterskategorien. Diese Disziplin wurde im Hallenbad Sisseln durchgeführt

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Unser Dorf im Ausnahmezustand
Während drei Tagen herrschte in diesem unserem kleinen verträumten Dörflein Ausnahmezustand.  1'000 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer aus der gesamten Schweiz nahmen an den Wettbewerben teil und sorgten so für einen würdigen sportlichen Verlauf. Doch auch das ganze Rahmenprogramm rund um diesen Event konnte sich sehen lassen. Diverse Festbeizen entlang des Geländes, Live-Konzerte im und ums Festzelt, eine grosse Bar und viele weitere Attraktionen unterhielten die über 10'000 Besucher auf die drei Tage verteilt.

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Hoher Besuch
Ein absolutes Highlight stellte sicherlich der Besuch von Bundesrat Ueli Maurer dar, welcher es sich nicht nehmen liess, die Reise nach Mumpf anzutreten und mit seiner Präsenz den Mumpfern und den Wettkampfteilnehmenden seine Ehre zu erweisen. Volksnah und voller Freude verfolgte er die Wettkämpfe vor Ort wie auch den Festakt in der Kirche und zeigte so seine Wertschätzung gegenüber der Pflege von schweizerischen Traditionen.

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Das grösste Lob für alle Beteiligten stellten jedoch die unzähligen positiven Rückmeldungen von Besuchenden und Wettkampfteilnehmenden dar, welche sich total begeistert über das Gebotene äusserten. Die Bilder vom Samstagabend, als über 1000 Personen tanzend auf den Festbänken den Abend genossen, werden jedem in Erinnerung bleiben. 
 
Zurückblickend kann man sagen, dass es definitiv ein Wochenende für die Geschichtsbücher darstellt. Die Durchführung des Eigenössischen Pontonierwetfahrens war ein Riesenerfolg für einen über 100-jährigen Verein in einem Dorf, welches etwas in dieser Grösse noch nie erleben durfte. Man darf stolz darauf sein, einem solchen Anlass beigewohnt zu haben und der Dank gilt einmal mehr den unzähligen freiwillig Helfenden und den befreundeten Vereinen aus den umliegenden Gemeinden, welche einen Anlass dieser Grössenordnung erst möglich gemacht haben. 
 

Bericht:
Phil Jegge
 
Fotos:
Marcel Güntert (knechtcom.ch)